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Osterbrief

Auch in den kommenden Kartagen und Ostern, dem wichtigsten christlichen Fest, bestimmt die Pandemie unser Leben. Aber das soll uns nicht daran hindern, gemeinsam, miteinander und im Glauben verbunden, dem auferstandenen Christus zu begegnen. Dafür schlage ich euch einen Text aus dem Markusevangelium vor (2,1-12):

„Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und liessen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort sassen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben ausser dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle ausser sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.“

Liebe Pfarreifamilie von Flüelen

Diese Geschichte, die Markus uns erzählt, möchte ich verwenden, um die Ereignisse, die wir in den Kartagen und Ostern feiern werden, in einem etwas andern Licht zu sehen.

Ein erster Blick gilt den Freunden des Gelähmten. Es waren Freunde, die sahen, dass er Hilfe brauchte, die etwas tun wollten, einfach ihm helfen wollten. Wie weit sie von Jesus überzeugt waren, oder wie weit sie ihm zutrauten, dass er wirklich helfen könnte und auch helfen würde, wissen wir nicht. Aber sie wollten jetzt einfach einmal etwas tun. Tun, was sie konnten. Dann würde man sehen. Und dann kommt die Überraschung: „Als Jesus ihren Glauben sah“ berichtet der Evangelist. Ihren Glauben! Wie bei so vielen Menschen heute, Pflegende, Ärzte und alle die sich im Corona-Alltag einsetzen, damit die Basis unserer Existenz nicht ganz zusammenbricht, müssen wir davon ausgehen, dass die Freunde dieses kranken Mannes auch einfach taten, was in der konkreten Situation getan werden musste… weil nur Zuschauen und tröstende Worte nicht genügen; weil der Wille zur Hilfe zupackende Hände braucht und immer auch die Bereitschaft, nicht in erster Linie an sich selbst zu denken. Und genau das nennt Jesus Glauben.

„Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ Als er ihren Glauben sah, nicht den Glauben des Gelähmten. Jesus bewundert den Glauben, der zupackt und mit Verstand und Phantasie die Not und die Hoffnung eines anderen Menschen auf sich nimmt. Mit Herz und Hand nehmen die vier Männer diese menschliche Last auf sich und zeigen so, dass es auch Glaube ist, die Not anderer Menschen auf sich zu nehmen, und dass es Glauben braucht, noch zu träumen, wenn andere schon aufgegeben haben.

Das bringt mich zum zweiten Blick in der Geschichte des Gelähmten: „Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ Deine Sünden sind dir vergeben!

Vergebung hat in den Evangelien mit Bewegung zu tun, wie ein Boot, das ausfährt, oder eine Karawane, die wieder aufbricht, oder ein Vogel, der losfliegt. Vergebung ist nicht der Schwamm über die Vergangenheit, sondern viel mehr wie das Paddel, das das Boot beschleunigt oder der Windstoss in den Schiffssegeln.

Sünde, anderseits blockiert das Leben, wie wir es bei Adam sehen können, der sich zusammen mit seiner Frau von Angst gelähmt hinter einem Busch versteckt. Sünde verhindert den aufrechten Gang und versperrt die Wege in die Sonne; Sünde lähmt Beziehungen, macht das Leben starr, reduziert und schnürt es ein.

Und jetzt sagt Jesus „deine Sünden sind dir vergeben“, einfach so. Sie sind dir vergeben ohne Dein Verdienst, ohne Sühne, bedingungslos… Für die Pharisäer geht das nicht, es ist eine Gotteslästerung. Und so fragt Jesus: „Ist es leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh?“

Dies ist in den Evangelien die einzige Stelle, an der Jesus ein Wunder erklärt. Indem er die Vergebung mit der Heilung verbindet, verbindet er das Körperliche mit dem Geistigen und macht so sichtbar, dass der biblische Mensch ein Wesen aus Leib und Seele ist. Er offenbart, dass es Gottes Wille und Freude ist, dass dieser Mensch aufrecht geht. Steh auf und geh!

Das ist auch die Botschaft des Auferstanden.

Aber, meine Lieben, es ist nicht nur eine Osterbotschaft, es ist in Tat und Wahrheit das schönste Geschenk, das der Auferstandene uns gibt, kostenlos, bedingungslos, mir gegeben ohne jeden Verdienst, einfach so. Steh auf und geh!

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen

gesegnete Kartage und frohe Ostern!

Pater Damian und Pater Alistair

In der Kirche liegen Versöhnungsfeiern für Zuhause für die persönliche Vorbereitung auf Ostern zum Mitnehmen auf. Es wird gebeten, beim Abholen immer auf den nötigen Abstand „social distancing“ zu achten. 

Versöhnungsfeier für Zuhause
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Das Karwochenopfer für die Christen im Heiligen Land ist von der Corona-Krise schwer betroffen, da in den Gottesdiensten keine Opfer aufgenommen werden können. Darum weisen wir Sie darauf hin, dass Sie die dortigen Christen in ihrer schwierigen Lage durch eine Einzahlung unterstützen können.

Besten Dank für Ihre Spende auf diesem Weg!

Zahlungskoordinaten für die Christen im Heiligen Land lauten:

Bischöfliche Kanzlei, 7000 Chur
PC: 70-160-4 / IBAN CH33 0900 0000 7000 0160 4

«Wo bist Du, Gott?» rief Papst Franziskus aus der Tiefe der Not auch für uns und alle Menschen. Die täglich wachsende Zahl der Toten und die immer wieder neuen und offenen Fragen über das Wesen und den Verlauf des Virus machen Angst. Es zehrt an der Hoffnung, die wir als Glaubensgemeinschaft nicht aufgeben möchten und auf die Papst Franziskus uns einschwört: Im bewegenden Gottesdienst am 27. März auf dem leeren Petersplatz brauchte der Papst das Evangelium von Markus (4,35-41) wo das Boot der Jünger im Sturm unterzugehen droht und sie in Panik schreien: «Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?» Da stand Jesus auf, drohte dem Wind und sagte zum See: "Schweig, sei still!" Und zu den Jüngern sagte er: «Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?» Ja, wir wissen es schon und möchten es auch leben, dass wir als Glaubensgemeinschaft IHM vertrauen dürfen, dass ER uns nie verlässt. Jesu Frage gilt also auch uns heute: «Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?»

Um uns zu helfen, diesem Jesus zu begegnen und auf IHN zu schauen, haben wir in unserer Pfarrkirche an den Kreuzwegstationen besinnliche Texte angeheftet. So können einzelne Personen in Stille den Weg gehen, den Jesus damals für uns gegangen ist und auch heute noch mit uns geht.

Wir laden alle herzlich ein, sich eine halbe Stunde Zeit zu nehmen und diesen Kreuzweg in Stille und persönlichem Gebet zu gehen. Am Ende werden Sie wissen, dass Jesus zusammen mit Ihnen in Ihren Alltag zurückkehrt. Und Sie werden nicht fragen müssen, wo Gott denn ist, sondern spüren, dass er mit Ihnen und uns allen geht und uns nie allein lässt.

Die Pfarrkirche ist geöffnet von 07.00 Uhr bis 20.00 Uhr.

Liebe Pfarreiangehörige

die Coronazeit geht in die zweite Woche und noch ist kein Ende absehbar… die Behörden schaffen zusammen mit allen die sich zum Wohl der Gesellschaft einsetzen, einen Rahmen für unseren Alltag, den wohl niemand bisher je erlebt hat. Und in diesem „Rahmen“ muss jede und jeder von uns den je eigenen Beitrag leisten. Ein Brief, den ich von Andrea Schwarz, einer lieben Bekannten, bekommen habe, kann uns dabei helfen. So denke ich.

 „Eine große Familie!“

Liebe Beate,

danke für Deine Mail. Und ich kann gut nachvollziehen, dass Dir die aktuelle Situation Angst macht… die Unsicherheit ist hoch. Aber die Angst hat auch eine wichtige Funktion, sie lässt uns nämlich vorsichtig sein – und genau das ist im Moment angesagt. Diejenigen, die immer noch Partys feiern, sich in Gruppen in Parks treffen, keinen Abstand zu anderen halten, haben keine Angst – und deshalb sind sie nicht vorsichtig und gefährden gerade dadurch sich und alle anderen.

Angst ist eine uralte, menschliche Erfahrung, die beim Überleben hilft. Aber als große Schwester neigt sie manchmal leider dazu, „das Regiment“ zu übernehmen. Und dann kann sie sich sehr lähmend auswirken. Deshalb müssen dann ihre beiden Schwestern ran – das Vertrauen und die Hoffnung. Und die kommen für uns Christen aus dem Glauben. Ostern findet statt – auch ohne Ostergottesdienste! Das Leben wird über den Tod siegen! Das hat Jesus Christus vor 2000 Jahren vorgelebt. Und seine Zusage steht: Siehe, ich bin mit Euch, alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28,20).

Ach ja, und dann gibt es auch noch den großen Bruder, den Verstand. Und der kann ganz klar und ruhig und sachlich sagen: Es gibt keinen Grund zur Panik. Ja, wir alle müssen in diesen Tagen auf einiges verzichten. Viele haben finanzielle Einbussen. Und manche stehen sogar vor dem wirtschaftlichen Ruin. Das ist schlimm! Aber es wird auch mit allen Kräften nach Lösungen und Unterstützung gesucht.

Und ganz da hinten meldet sich auch schon die kleine Schwester Kreativität zu Wort und hat durchaus ein paar ganz spannende Ideen!

Diese große Familie hat viel Potential in sich - wenn sich alle Geschwister miteinander verbünden…

Dir wünsche ich viel Kraft und Mut für die nächsten Tage und Wochen! Sei lieb umarmt – auf dem Weg geht das ja auch immer noch,

herzlichst,

Andrea

Andrea Schwarz ist ausgebildete Industriekauffrau und Sozialpädagogin. Seit vielen Jahren ist sie Pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück in Deutschland. Andrea Schwarz gehört zu den meistgelesenen christlichen Schriftstellern unserer Zeit. Ich lernte sie vor vielen Jahren kennen und seither sind wir Freunde und immer wieder bekomme ich Kostproben ihres Wirkens - wie auch diesen Brief. Ich hoffe, dass er auch euch so gut gefällt wie mir.

Zusammen mit P. Alistair grüsse ich jede und jeden von euch.

Bliibet xund!

P. Damian